Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

100 Jahre Erheiterung

Tausendfach rezensiert, hunderttausendfach gelesen: Jonas Jonassons Debütroman Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand bedarf im Grunde keiner weiteren Vorstellung mehr. Die Geschichte vom schwedischen Schweijk, Sprengstoffexperte und frei von jeglicher ideologischer Bindung und gerade deshalb stets im Brennpunkt der Weltpolitik, ist witzig, absurd, märchenhaft, ironisch.

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand - AudiobookErwähnenswert vielleicht: Meine Frau hat das Buch zeitgleich mit mir in einer englischen Übersetzung gelesen. Während sie anfangs hellauf begeistert war, ging ihr der besondere, makaber-trockene Humor, vor allem in Verbindung mit der rücksichtslos absurden Lebensgeschichte in Rückblenden, zunehmend auf die Nerven. Bei mir war es gerade umgekehrt: Mein Schmunzeln war zunächst selten und eher gequält. Irgendwann aber konnte ich mich auf den spezifischen Sound des Werkes einlassen und es mit wachsender Begeisterung zu Ende lesen.

Für ausgezeichnete oder mindestens gute Unterhaltung ist also gesorgt; ob Sie in dem Text auch Weisheit finden können, wie so manche Publikumsreaktion nahelegt, müssen Sie für sich selbst entscheiden. Bei mir hat er eher den Eindruck eines Wunschtraums hinterlassen nach einer Welt, die nicht von Mächtigen mit mächtig großen Konten, sondern von Menschlichkeit und integren Persönlichkeiten geprägt ist. Eine Erheiterung im besten Sinn des Wortes; und das ist vielleicht ein wertvollerer Beitrag als noch mehr Weisheit in einer schon allzu verkopften Welt.

Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Carl’s Books 2011, Broschiert, 416 S.

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Autor: Helmuth Santler

09. Okt 2013 um 16:30

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