Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Der die Crow täuscht

James Welch Fools CrowJames Welch wurde 1940 als Angehöriger der Blackfeet und der Gros Ventre im US-Bundesstaat Montana geboren. Er erlebte den bescheidenen Wiederaufstieg seines Volkes, das zur Jahrhundertwende fast vollkommen vernichtet worden war, zum wenigstens zahlenmäßig gleichen Stand wie einst. In seinen vielfach ausgezeichneten Romanen lässt er eine verloren gegangene Welt wiederauferstehen – mit der Sprache und aus der Sicht der Unterlegenen. Fools Crow, das 15 Jahre nach seinem Erscheinen nun endlich auch in deutscher Sprache vorliegt, beschreibt die Zeit um 1870, als die Blackfeet sich unter grauenvollen Opfern mehr und mehr in ihr unvermeidlich scheinendes Schicksal fügen müssen – die Verdrängung durch die Napikwan, wie der weiße Mann genannt wurde. In lebendigen Bildern und mit gänzlich eigenständiger Wortwahl wird eine kantige, bittere, idyllische und magische Kultur beschworen, mit größtmöglicher Authentizität und fern von Beschönigung oder Indianerromantik. Die Personifizierung der Ereignisse im jungen Pikuni White Mans Dog (er soll später Fools Crow heißen) erzeugt überdies eine Identifikationsfigur, ohne die eine emotionale Anteilnahme am fesselnden Romangeschehen nicht möglich wäre. Ein wertvoller Beitrag zur Literatur der Native Americans.

James Welch: Fools Crow. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2001. Geb., 499 S.

Autor: Helmuth Santler

16. Feb 2001 um 12:04

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