Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Im Rausch der Bilder, Farben und Mythen

gaiman-sandman-ouvertureSandman-Prequel: Spektakuläres Comic-Gesamtkunstwerk

1990 zog Neil Gaiman die Grenzen der Neunten Kunst neu: Sandman verwob komplexes, spezifisch für das Medium Comic konzipiertes Storytelling, literarischen Anspruch, kunstvolles Mythen- und Kulturgut-Recycling mit den populären Mitteln des US-Comics zu einem Bildtextuniversum von einzigartig faszinierendem und verstörendem Gepränge.

25 Jahre später nun das Prequel: Wie konnte es dazu kommen, dass Dream, nicht weniger als einer der sieben Ewigen, in Gefangenschaft geriet? Die Antwort wird in zwei Bänden gegeben, die in puncto Mystery und streckenweiser Undurchschaubarkeit bei gleichzeitiger Sogwirkung der zahlreichen Erzählstränge der Kultreihe in nichts nachstehen, in Sachen comickünstlerischer Ausführung indes neue Maßstäbe setzen. Ein Bilderrausch ohnegleichen überwältigt den Betrachter, wobei der Verlag auch produktionstechnische Herausforderungen nicht scheute: Eines der spektakulärsten Highlights des Bandes ist eine Vierfach-Splashpage. Die Kolorierung – wohl noch nie brannte eine Buchseite so lodernd – des achtfachen Eisner-Award-Gewinners Dave Stewart  ist ebenso besonders zu loben wie das Lettering, das auf den diesbezüglich ohnehin bereits sehr hoch gesteckten Sandman-Level noch eins draufsetzt.

Fazit: Als Einstieg ins Sandman-Universum kaum geeignet, für Liebhaber und Kenner aber bzw. alle, die ein wahres Comic-Gesamtkunstwerk zu schätzen wissen, ein hocherfreuliches Must-have.

Neil Gaiman / J. H. Williams III / Dave Stewart: Sandman Ouvertüre. Band 1. € 17,50 (A), 120 S., Vertigo / Panini Comics, Stuttgart 2015

 

Autor: Helmuth Santler

03. Jul 2015 um 10:55

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