Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Macht die Bilder

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ und „sehen heißt glauben“: Im Zeitalter von CGI, Photoshop und allgegenwärtiger digitaler (und damit manipulierbarer) Bilderflut vereinen sich diese beiden im kollektiven Bewusstsein fest verankerten Überzeugungen zur Grundlage für das Funktionieren einer gesteuerten Realitäts-Produktion. Jedenfalls in Margit Ruiles „All-Age-Technikthriller“, in dem mit der Hilfe nützlicher Idioten wie dem Bildbearbeiter Zafer und dem Einsatz neuronaler Netzwerke die Voraussetzung für die Echtzeit-Manipulation von Überwachungsvideos geschaffen wird: Menschen verschwinden oder werden durch andere ersetzt, die Bildmanipulation ist nicht nachweisbar.

Der dystopische, zum Nachdenken anregende Plot hätte sich eine überzeugendere Umsetzung verdient; so mäandert der gut geschriebene Text etwas unschlüssig zwischen den beiden Ich-Protagonisten Zafer und Emily, zwischen packenden Szenen und nebuloser Innenschau, zwischen glaubwürdigen Annahmen und eher beliebig wirkenden Zufallsereignissen hin und her. An der Thematik Interessierte werden nichtsdestotrotz auf ihre Kosten kommen.

Margit Ruile, „Dark Noise“. € 15,40 / 288 S. Loewe-Verlag, Bindlach 2017

Im Standard, 13. Mai 2017:

Autor: Helmuth Santler

13. Mai 2017 um 09:58

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