Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Flucht ohne Ausweg

Die Welt ist verloren: Krieg und Zerstörung haben nur ein isoliertes Tal verschont, wo die letzten Überlebenden, die „Erweckten“, als streng religiöse Gemeinschaft leben. Gelesen wird ausschließlich die Bibel, moderne Technik und die „Evolutions-Irrlehre“ sind Lügen und Versuchungen Satans, die Inquisition wacht unbarmherzig über die Reinheit der gottesfürchtigen Gesinnung.

Sophia, 15, ist ein gläubiges Kind dieser Welt. Doch als sie an verbotene Bücher gelangt, kommen ihr Zweifel. War ihr bisheriges Leben eine einzige Lüge? Die Liebe treibt sie zur Flucht – und in eine durchdigitalisierte, perfekt scheinende Welt. Doch real, irreal, virtuell – wer kann das hier sagen?

Spannend, bedrückend und erhellend ist es, wenn der KI-Experte Olsberg die beiden so unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen lässt – und ihre erschreckenden Gemeinsamkeiten deutlich macht. Denn da wie dort gilt das Individuum nichts, da wie dort herrscht die Gedankenpolizei. Im Tal existiert nur die Illusion des Glaubens, im Rest der Welt der Glaube an die Illusion. Flucht ist möglich, ein Ausweg ist sie nicht.

Karl Olsberg, „Girl in a Strange Land“. € 15,40 / 336 S. Loewe-Verlag, Bindlach 2018

Im Standard, 18. Mai 2019

P.S.: Fundierte Aufklärung zum Thema Künstliche Intelligenz liefert Jürgen Bruhns „KI – Schlägt die Maschine den Menschen?“

Autor: Helmuth Santler

19. Mai 2019 um 16:36

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