Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Asterix und das Establishment

Old-School-Asterixfans – also all jene, für die die Comicreihe im Prinzip mit dem Tod des großen René Goscinny endete, vor gerade erst 42 Jahren – wird auch das neue Album Die Tochter des Vercingetorix nicht wirklich zu Asterix neu bekehren. Dafür wäre allerdings auch nichts weniger als Goscinnys Wiedergeburt erforderlich, oder anders gesagt: Weder Uderzo im Alleingang noch der nunmehr viermal abgeliefert habende neue Szenarist Jean-Yves Ferris hatten jemals eine echte Chance.

Dabei ist das neue Album definitiv eines für Fans: Die bekannten Running Gags bleiben nicht aus, werden jedoch gerne selbstironisierend übersteigert. Passend zur Rebellion der Jugend („Hinkelsteine und Zaubertrank sind die Stützen des Wildschweinsystem!“) nimmt man sich durchaus selbstbezüglich auf die Schippe, und das mit einigem Lacherfolg.

An derlei Scherzen herrscht nämlich kein Mangel, optisch ist das Ganze ohnedies über jegliche Kritik erhaben. Doch was dem Duo Ferris/Conrad, kreativ eingesperrt im hautengen Korsett des Asterix-Universums, unter der peniblen Überwachung durch Übervater-Übererbe Uderzo, nicht möglich zu sein scheint: die Gagrevue mit einem überzeugenden Plot so zu verknüpfen, dass Story, Stimmung und Spaß sich zu einem Gesamtkunstwerk fügen. Durch das im besten Fall die zuvor kunstvollst auf die Schaufel genommene Menschengruppe ein Stück weit mehr in die Gemeinschaft aller aufgenommen wird.

Adrenaline, Tochter des Vercingetorix, macht das genaue Gegenteil. Ein bisschen mag man vermuten, Ferris habe seine eigenen Emanzipationsversuche in Uderzos Asterix-Welt ein- und ebenso realistisch wie resignierend zu Ende gebracht. Doch selbstverständlich kann es für die Helden des gallischen Dorfes, die seit mittlerweile 60 Jahren kein Minütchen älter geworden sind, keinen Generationenwechsel geben.

Einmal mehr sind die neuen Asterix-Macher, selbige auch schon zwei honorige Herren in ihren 60ern, also an ihrer Mission Impossible gescheitert – mit programmiertem Megaerfolg. Eine Startauflage von 5 Millionen Exemplaren dürfte über fast jede abschätzige Bemerkung hinwegtrösten.

Jean-Yves Ferris, Didier Conrad: „Die Tochter des Vercingetorix“. Asterix Bd. 38. € 12,– (Hc), € 7,– (broschiert) / 48 S. Egmont, Berlin 2019

Autor: Helmuth Santler

28. Okt 2019 um 13:20

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