Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Armee der Spieler

Ein Computerspiel nimmt seine Spieler in Geiselhaft und missbraucht sie als Werkzeuge, um den tödlichen Plan des Programmierers „in real life“ in die Tat umzusetzen. Der hypnotische Thriller brachte Ursula Poznanski den deutschen Jugendliteraturpreis 2011 und den Durchbruch zur Bestsellerautorin. Und die zahlreichen Fans wollten mehr.
Knapp zehn Jahre später ließ die Autorin sich endlich erweichen: Erebos 2.0 ist schlauer, übermächtiger und rücksichtsloser denn je. Dank Allgegenwart des Smartphones ist nichts und niemand mehr vor dem Zugriff des Games sicher. Und dank dem Internet der Dinge kann es nun auch selbst in der Realität eingreifen.
Fortsetzung? Eher eine Neuinszenierung auf der Höhe der Zeit. Ebenso spannend und, weil technisch-dystopisch um zehn Jahre in die Zukunft verschoben, ebenso bedrohlich. Höchstwertige Unterhaltung mit Denkprozesse anregendem Tiefgang: Erebos wurde da und dort bereits in den Rang von Klassenlesetexten erhoben; quasi der Ritterschlag aus Sicht der Agenda Lesen. Die Latte lag hoch; Erebos 2 hat überzeugend geliefert. Und ein schönes Buch ist es auch noch.

Ursula Poznanski, „Erebos 2“. € 20,60 / 512 S. Loewe-Verlag, Bindlach 2019

Im Standard, 9. 5. 2020

Autor: Helmuth Santler

18. Mai 2020 um 10:55

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