Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Black*Out (Lesealter 12+)

eschbach, black outIn drei Teilen erzählt Andreas Eschbach die Geschichte von Christopher, dem Computer*Kid, so bespitznamt dank eines Hacks, bei dem er jedem Bewohner des Planeten mit einem Bankkonto 1 Milliarde Dollar überwiesen und so eine Wirtschaftskrise ausgelöst hatte.
Der handlungstreibende Techno-Grusel besteht in der Entwicklung echter Brain-Computer-Interfaces, also direkten Schnittstellen zwischen dem menschlichen Gehirn und der Welt der Bits und Bytes. Daraus entwickelt Eschbach ein Alptraumszenario, das die große Utopie von der total vernetzten Welt in einem überaus bedenklichen Licht erscheinen lässt; das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen, steht bevor.
Eschbachs gewohnt klare Sprache ist hier altersgerecht weiter simplifiziert worden, so dass der Text weniger als All-Age-Werk denn tatsächlich auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten gelten kann. Genau die Generation, die inmitten einer schier unendlichen Technikfülle aufgewachsen ist und in der sich wohl die wenigsten jemals die Mühe gemacht haben, diesen ganz und gar nicht natürlichen Zustand einmal gründlich zu hinterfragen – das eigentliche Anliegen von Black Out. Ist ein Ausstieg aus der Technik überhaupt noch möglich? Wo ist die Grenze zwischen der Technik, die uns das Leben erleichtert, und jener, von der wir in eine fatale Abhängigkeit geraten?
eschbach, black out AbEschbach gehört zu den zuverlässigsten Autoren überhaupt, und auch diese Übung ist ganz klar gelungen. Die Story ist cool, spannend, wie gewohnt mitreißend erzählt, zugleich unterhaltsam und zum Nachdenken anregend.
Einige Anmerkungen eher technischer Natur möchte ich noch anbringen: Black*Out ist ein sehr dickes Buch; auch weil man eine große Schrift und einen auffällig großen Durchschuss gewählt hat. Da es sich – ein Science-Fiction-Thriller – eindeutig an die besonders schwer für das Lesen zu begeisternden Burschen richtet, hat es mich gewundert, dass man mit allen Mitteln einen Wälzer aus dem Werk gemacht hat. Der Arena-Verlag sagte mir, dass „die Jungs, die Bücher lesen, auch ausführliche Geschichten und dicke Schinken lesen. Es schreckt eher ab, wenn die Seiten so dicht bedruckt sind.“ Da ist was dran – das Lesen eines locker gesetzten Textes strengt deutlich weniger an.
Allen Lesemuffeln ab 12, besonders aber zwischen 15 und 25, der eigentlichen Zielgruppe des Werks, sei also hiermit nachdrücklich ans Herz gelegt: Vergönnt euch ein echtes Leseerlebnis und lasst euch nicht vom sportlichen Umfang abschrecken. Ihr werdet im Gegenteil auch davon begeistert sein, wie rasch ihr euch durch die Seiten fresst, und am Ende nicht erwarten können, dass es endlich November wird. Da kommt nämlich die Fortsetzung, Hide*Out, heraus.
Andreas Eschbach: Black*Out. Arena Verlag, Würzburg 2010. Geb., 461 S.

Autor: Helmuth Santler

07. Apr 2011 um 10:18

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