Textmaker Helmuth Santler

Ich leiste Abbitte: Fast drei Jahre musste die dreibändige Chronik von Waldsee zur Erhöhung meiner Bücherberge beitragen, bis ich endlich nach Dämonenblut griff. Als erstes fiel mir die blumige, feminine Sprache auf, so ganz anders als der gewohnte Tonfall von Fantasy-Schreibern – und der Grund, warum ich so lange wartete. Die Covergestaltung, der Name der Autorin, die Wahl der Schrift – all dies vermittelt den Eindruck von Hausfrauen-Fantasy (nichts für ungut), quasi einem Widerspruch in sich selbst.
Zur Sache: Ja, die Waldsee-Chroniken sind romantischer als dem Fantasy-Mainstream entsprechend, aber deshalb nicht weniger schlachtengeladen; das Blut spritzt nicht so hoch wie bei Einsätzen der Orks, aber dafür gibt es noch fantastischere und ausgefallenere Bestien und auch Helden mit wirklich originären Eigenschaften; natürlich gibt es in dieser Welt Menschen, Zwerge, Kentauren, Dämonen und andere Gestalten, die man von anderswo kennt, aber Uschi Zietsch hat sich hier etwas wirklich Eigenständiges erschaffen, weitgehend von Tolkien emanzipiert.
Anders als die Übermacht ihrer männlichen Autorenkollegen aus dem Genre lotet Frau Zietsch auch gerne die (emotionalen) Innenwelten ihrer Protagonisten aus. Liebe und Leidenschaft haben einen hohen Stellenwert, wenn auch Letzteres reichlich unerregend daherkommt. Wie der Titel Dämonenblut schon andeutet und es auch im Verlauf der Geschichte sehr frühzeitig deutlich wird, hat sie einen Weg gefunden, den ewigen Kampf zwischen Licht (hier: Regenbogen) und Finsternis auf einen interessanten Schauplatz zu verlegen: in eine Person.
Fazit: Es mag stellenweise allzu lieblich in der Diktion ausgefallen sein, aber die unbedingt lesenswerten Waldsee-Chroniken gehören zum originärsten, was das Fantasy-Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
Uschi Zietsch: Dämonenblut. Die Chroniken von Waldsee 1. Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 2008. Tb., 368 S.
Nachtfeuer: Die Chroniken von Waldsee Teil 2
Perlmond: Die Chroniken von Waldsee Teil 3

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