Textmaker Helmuth Santler

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It All Started With a Big Bang

The Big Bang Theory Staffel 1Blondine mit Witz trifft auf Supernerds: The Big Bang Theory

Sitcoms, besonders solche mit eingeblendetem Gelächter*, waren mir stets ein Gräuel. Bis zu dieser hier: Dr. Leonard Hofstadter (Johnny Galecki) und Dr. Sheldon Cooper (Jim Parsons) sind theoretische Physiker, geistige Überflieger, Nerds wie aus dem Bilderbuch und völlig (Sheldon) bzw. nahezu (Leonard) unfähig zu sozialen Begegnungen. Sie bewohnen gemeinsam ein Apartment und ihre sonstigen menschlichen Kontakte erschöpfen sich fast vollständig in zwei weiteren Nerds: Dr. Koothrappali (Raj; Kunal Nayyar), den in der Gegenwart hübscher Frauen eine vollständige Sprechlähmung überfällt, und Howard Wolowitz (Simon Helberg), das Urbild des ebenso verkrampften wie sexbesessenen Muttersöhnchens.
The Big Bang Theory Staffeln 1-6 DVD Box-SetAlles ändert sich als Penny (Kaley Cuoco) das Apartment visavis bezieht. Die blonde, hübsche, reichlich unbedarfte Kellnerin mit Schauspielambitionen versteht zwar kein Wort, wenn Sheldon sich zu fundamental welterklärenden Äußerungen ihr gegenüber herablässt, dafür besitzt sie aber Mutterwitz und Schlagfertigkeit und hat als einzige den Mumm und aufgrund ihrer grenzenlos überlegenen Sozialkompetenz auch die Mittel, Sheldon die Stirn zu bieten; alle anderen weichen vor der Selbstverständlichkeit, mit der er etwa sein Übermenschentum als gegebene Tatsache betrachtet, zurück.

Das Leben und die Theorie davon

Sheldon: Woman, you are playing with forces beyond your ken (geistiger Horizont).
Penny: Yeah, well, your ken can kiss my barbie.
Leonard, weit mehr Mensch als Sheldon, verliebt sich natürlich auf den ersten Blick in Penny und der jeweilige Stand ihrer Beziehung ist bis in die aktuell laufende 7. Staffel hinein permanent ein zentrales Thema. (Und, mit Fortdauer der Ereignisse, der Stand des Beziehungslebens aller anderen Protagonisten.)
*Leonard is kissing Penny, and Penny’s dad enters*
Penny: Come on, honey, not in front of my dad.
Penny’s dad: Relax, I’ve seen her do a lot worse with a lot stupider.
Der immense Dialogwitz entfaltet sich meiner Einschätzung nach ausschließlich in der Originalfassung (englische Tonspur ist auf den DVDs enthalten). Es hilft natürlich, wenn man dem pseudotechnischen Science-Fiction-Jargon etwas abgewinnen kann; mit dem wichtigen Unterschied, dass hinter vielem in der Big Bang Theory tatsächliche Wissenschaft steckt, man denke nur an die legendäre Folge, in der Schrödingers Katze zum entscheidenden Beziehungsratgeber avanciert.

Nerd-Heroes: Ihr Auftritt, bitte

Sehr viel Komik enthalten auch die permanenten Anspielungen auf alles, was sonst noch so in der (medialen) Nerd-Welt von Bedeutung ist, von Star Trek bis runter zum letzten Superhelden (das dürfte Aquaman sein). Diese Ausflüge werden zusätzlich mit hochkarätigen Gastauftritten aufgewertet – da findet sich Starbucks (Katee Sackhoff in Battlestar Galactica) als Howards Feuchttraum wiSchema von Schere-Stein-Papier-Echse-Spock, die Nerdvariante von Stein-Schere-Papiereder, es gibt einen Anbratcontest, als Summer Glau (spielt den Beschützerterminator in der Serie Terminator – The Sarah Connor Chronicles) im selben Zugsabteil sitzt, aus der Star-Trek-Welt tauchen mit Wil Wheaton (Wesley Crusher), Brent Spiner (Data), George Takei (Sulu) und LeVar Burton (Geordi La Forge) die Altstars gleich im Quartett auf.
Sitcoms sind im besonderen Maße eine Geschmacksfrage, aber The Big Bang Theory weist einige nachgerade objektive Qualitäten auf: Zuallererst natürlich Chuck Lorre, den Mastermind hinter der ganzen Sache. Der Comedy-Schreiber sorgt seit 20 Jahren mit Serien wie Dharma & Greg, Two and a Half Men oder topaktuell Mom für Furore am Funsektor. Sein Markenzeichen sind die Vanity Cards am Ende jeder Episode aus seiner Feder: Unmittelbar nach den Credits auf Pause drücken und den humoristischen Nachschlag genießen.

Auch hält die Serie ihre Qualität: Selbst in der 7. Staffel weist der längst internationale Quotenhit keinerlei Abnützungserscheinungen auf. Und aus eigener Erfahrung und der anderer wage ich zu behaupten: Man kann sich die Folgen mit größtem Vergnügen immer wieder ansehen.

*Das Gelächter bei der Big Bang Theory ist übrigens echt: Die Folgen werden live vor Publikum aufgezeichnet.
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