Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Almost Human

Almost_Human_(TV_series)_logoRobocop meets Soulmate: Ein Ende der SF-Seriendurststrecke?

No time to waste: In den ersten Minuten der FOX-SF-Serie Almost Human wird im Sekundentakt geschossen, geschrottet und gestorben, dass man jeden Moment mit der Sprengung des Bildschirms rechnet. Am Ende dieses Openers fegt ein Lichtblitz über den schwer verstümmelten John Kennex, LAPD-Cop 35 Jahre in der Zukunft, hinweg – und wir erfahren, dass wir lediglich Zeuge einer Erinnerung geworden sind. Kennex, gespielt vom Grimmiger-Krieger-Spezialisten Karl Urban (Eómer in Herr der Ringe, Vlaak in Riddick 2 und 3), ist zwei Jahre später ein Wrack an Leib und Seele und versucht, mit zweifelhaften und illegalen Methoden an seine verlorenen Erinnerungen zu gelangen. Wer hatte den fatalen Einsatz verraten?

Obligat: ein Mensch, ein Android

Widerstrebend und nur von seinem Captain (Lili Taylor) befürwortet tritt er an diesem Tag seinen Dienst wieder an. Mittlerweile muss jedem Polizisten ein synthetischer Partner an die Seite gestellt werden, was Kennex mehr als sauer aufstößt: Die Synthetics kennen nur kalte Berechnung und punktgenaue Befolgung von Regeln. Er gibt ihnen die Schuld am Tod seines Partners bei dem Gemetzel zwei Jahre zuvor. So klappt die Sache auch von Anfang an nicht, Kennex „beendet“ die Partnerschaft – Auftritt Dorian (Michael Ealy). Dieser Android entstammt einer gänzlich anderen Baureihe: Er erweist sich bald als menschlicher und zugänglicher als der verbitterte John.

Funktioniert die Ironie?

Mit gut inszenierter, techniklastiger SF-Action kann Almost Human definitiv punkten, und natürlich gibt es auch ein großes, ungelöstes Rätsel aus der Vergangenheit als dramaturgischen Überbau. Für das Gelingen der Serie wird jedoch entscheidend sein, ob das Gespann John und Dorian funktioniert. Die Ironie, mit dem Roboter die sympathischere, menschelndere Hälfte vorgesetzt zu bekommen, wurde im Piloten als programmierte Reibungsfläche mit dem Potenzial zur bissigen Gesellschaftskritik präsentiert; ob das Konzept aufgeht oder einfach nur ein einfühlsamer und ein raubeiniger Cop übrig bleiben, wird sich zeigen. Die Antwort auf diese Frage wird den Unterschied zwischen routinierter SF-Action-Kost für (männliche) Fans und einer Serie mit dystopischem Tiefgang und Unterhaltungswert ausmachen.

Autor: Helmuth Santler

19. Nov 2013 um 18:50

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