Textmaker Helmuth Santler

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Das Geheimnis der großen Schwerter

Tad Williams Geheimnis der grossen Schwerter 1 DrachenbeinthronTad Williams, neben George R. R. Martin der größte lebende Genreautor, trägt seit Jahren den ultimativen Beinamen „Tolkien des 21. Jahrhunderts“. Wer wissen möchte, wie er sich diesen inoffiziellen Ehrentitel verdient hat, kommt an dieser Tetralogie nicht vorbei: Erzählkunst auf höchstem Niveau, zum Verschlingen einladend, zum Genießen auffordernd. 7 Jahre hat Williams an diesem Meilenstein der Fantasy gearbeitet, seine Ehe darüber in den Sand gesetzt… Er hat alles der Vollendung geopfert, womit nicht das Fertigwerden gemeint ist. Williams scheint mir ein unbarmherzig selbstkritischer Autor zu sein, der jedoch von seinen Kämpfen, seinem Mühen nichts durchdringen lässt. Nur das Ergebnis zählt, nur das, was die Leser/-innen zuletzt vor Augen haben.
Die Handlung hier auch nur anzureißen wäre sinnlos und vermessen, nicht nur, weil die antiquarisch noch erhältliche vierbändige Tb-Ausgabe im Schuber stolze 3616 Seiten auf die Waage bringt. Im Zentrum, soviel sei aber schon gesagt, steht der verträumte Küchenjunge Simon, dessen Entwicklung im Verlauf von vier Büchern und epischen Kämpfen sonder Zahl den roten Faden durch die komplexen, wendungsreichen Ereignisse bildet. Im übrigen gibt es alles, was das Herz begehrt – fantastische Wesen, persönliche Veränderungen, Romantik, Abenteuer, Action, Geheimnisse, Mysterien, Magie, Blut, Schweiß und Tränen. Der Tisch ist überreichlich gedeckt und lässt einem das Wasser im Mund Tad Williams Geheimnis der grossen Schwerter 4 Engelsturmzusammenlaufen: Ein Meisterkoch kennt die besten Zutaten UND die beste Zubereitung. In diesem Zusammenhang noch ein Wort zu den vielzitierten ersten 200 Seiten: Zum rechten Genuss gehört auch das rechte Timing. Diese Einstiegsseiten sind bedächtig, ja, erfüllen indes die Funktion einer Einleitung – der Aperitiv sozusagen, um im Bild zu bleiben. Im Verhältnis zu den noch folgenden 3400 Seiten keinesfalls zu lang und zudem, wie alles in diesem Meisterwerk, in höchster Vollendung dargebracht.
Das Werk, dem Williams seinen Ruhm verdankt (den er übrigens seither mehrfach bestätigt hat, aktuell mit Shadowmarch), beglückt die wachsende Fantasygemeinde schon seit mehr als 20 Jahren; die erwähnte Tb-Gesamtausgabe datiert aus 2000. Jahrelang waren die Bücher vergriffen, jetzt endlich hat sich der deutschsprachige Edel-Verlag für Qualitäts-Fantastik, Klett-Cotta, zu einem Nachdruck entschließen können, der Ende Februar abgeschlossen wurde. Es wird die Brieftaschen der Fans zwar schmerzhaft erleichtern, aber aus Respekt vor der Bedeutung des Werks, dessen erster Band im Original 1988 erschien, und weil Form und Inhalt einander an Schönheit ebenbürtig sein sollen, hat man eine bibliophil gestaltete Hardcover-Ausführung gewählt und die Übersetzung überarbeiten lassen. Wie groß die Lücke war, die hier geschlossen wurde, zeigt deutlich Band 1, der auf Deutsch im November 2010 zum 4. Mal erschienen ist – und bereits in die 2. Auflage ging.

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Das Geheimnis der Großen Schwerter 3/ Die Nornenkönigin
Das Geheimnis der Großen Schwerter. Der Engelsturm: Bd 4

Autor: Helmuth Santler

22. Mrz 2011 um 16:23

Kategorie: Buch,Reihen,Fantasy

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