Bisch a Tiroler …
… bisch a Mensch. Bisch koana … Den Rest erspar ich euch. Um derart original Klangvolles zu Ohren zu bekommen, muss man heutzutage allerdings nach Italien fahren: Nordtirol ist längst eingedeutscht, die Kellnerinnen (aus Mecklenburg-Vorpommern) servieren Schweinshaxe und Hähnchen. Wer also das urige Bergvolk in maximaler Ursprünglichkeit erleben will, überquert den Brenner und besucht Alto Adige, wie die römischen Herren das Land nennen. Kein Wunder, dass die Mander sich zusammenschlossen, um Südtirol den Tirolern zu bewahren (womit die Tirolerinnen mitgemeint sind. Mir ist bewusst, dass dies untragbar sprachreaktionär ist und ich würde das normalerweise auch nie machen, aber hey! Ich versuche hier ein Stimmungsbild zu vermitteln. Und da ich recht viel mit Tirol zu tun habe weiß ich, dass Gendern dort in etwa den Status einer ansteckenden Krankheit hat).
Eigentlich ist dies eine Reiseführer-Rezi …
Damit endlich zum eigentlichen Thema: dem Reiseführer Südtirol aus dem Michael-Müller-Verlag. 648 Seiten geballte Info für Individualreisende von intimen Kennern der Materie, 30 Wanderungen und Touren, Faltkarte, unzählige farbige Abbildungen, Lob, wo es verdient ist, Kritik, wo sie Reisende von Verschwendung wertvoller Urlaubszeit bewahrt – die MMV-Guides räumen nicht zufällig regelmäßig Preise in der Kategorie Individualreise ab. Ich selbst benutze praktisch nie andere und möchte die enorm hohe Qualität in Sachen Genauigkeit, Aktualität und umfassender Darstellung keinesfalls missen. Südtirol fügt sich in jeder Hinsicht nahtlos in das dichte Verlagsprogramm ein. Und hat als Erstes gleich einmal mit den oben skizzierten Tirol-Klischees gründlich aufgeräumt, ist das moderne Südtirol doch selbstverständlich ein vielschichtiges, multikulturelles und mehrsprachiges Land mit attraktiven Angeboten für Sommer- wie Wintertourismus, dem höchsten Bruttoinlandsprodukt aller italienischen Provinzen, einer spannenden Kulinarik zwischen Alpen und Mittelmeer, spektakulären Naturlandschaften und einer Jahrtausende zurückreichenden Geschichte. (In der übrigens die Ladiner lange vor den Germanen die Hauptrolle spielten.) Zu meiner Ehrenrettung: Es gibt sie wirklich auch, die wehrhaften Tiroler*innen. Schlagt mal nach unter „Wunder von Mals“.
Es ist, wie so oft, letztlich eine Frage des Vertrauens. Und auch wenn ich weitestgehend ein völliger Marken-Muffel bin: Die Marke Michael-Müller-Verlag halte ich gerne und aus Überzeugung hoch. Sie hat mich noch nie enttäuscht, und Südtirol bildet keine Ausnahme.
Dietrich Höllhuber, Florian Fitz: „Südtirol“. € 25,60 / 648 S. Michael-Müller-Verlag, 7. Auflage, Erlangen 2018
