Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Der Goldene Winkelzug

ASTERIX®- OBELIX®- IDEFIX® / © 2020 LES EDITIONS ALBERT RENE / GOSCINNY – UDERZO

Angekündigte Sensationen finden häufig nicht statt, ein derart eklatantes Ausbleiben ist aber auch schon wieder ungewöhnlich. Das wiederentdeckte „echte“ Asterix-Abenteuer Der Goldene Hinkelstein entpuppt sich nämlich als dreister goldener Winkelzug zur Gewinnmaximierung (als ob irgendetwas, was mit Asterix zu tun hat, derlei nötig hätte); die Asterix-Fans fühlen sich zu Recht getäuscht und machen ihrem Unmut lautstark Luft.

Ja, es handelt sich um eine Originalstory von Goscinny, in der sogar da und dort dessen genialischer Sprachwitz aufblitzt. Damit sind wir aber auch schon so gut wie fertig mit dem Positiven.

Denn das Ganze ist, wie auf dem in letzter Sekunde angebrachten Aufkleber zu erkennen ist, kein Comic im eigentlichen Sinn, also mit Sprechblasen und einer seriellen Bild-Text-Erzählweise; sondern ein zur  „Bildergeschichte“ umfunktioniertes Hörspiel. Der 1967 als Schallplatte erschienenen, ausgesprochen mäßig originellen Story war ein Innencover mit dem Text und einigen – selbstverständlich guten – Illustrationen von Uderzo beigelegt. Das hat man nun 1:1 genommen und in ein Albumformat transponiert. An dessen Ende ein QR-Code zu finden ist, um sich das Ganze zumindest so verabreichen zu können, wie es gedacht war: als Hörspiel.

Angesichts des alle Maßen sprengenden Asterix-Imperiums wäre so vieles möglich gewesen; z.B. unter Verwendung der Originalstory und der Originalillustrationen ein wirklich neues Asterix-Abenteuer entstehen zu lassen, mit Dialog in Sprechblasen und dazupassenden Bildern aus der Werkstatt der neuen Asterix-Macher. Oder es bei einer Neuauflage des Hörspiels bewenden zu lassen. Und auf jeden Fall wäre es einfach nur ordentliche Geschäftsgebarung gewesen, den Leuten keinen Heiligen Gral anzukündigen, wenn dann nur ein recycelter Plastikbecher dabei herausschaut. Eine völlig vertane Chance.

 

Autor: Helmuth Santler

25. Okt 2020 um 19:46

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