Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Zu Risiken und Nebenwirkungen …

… beim Lesen dieses Buches fragen Sie Ihren Textmaker oder fahren Sie einfach mit der Lektüre dieser Besprechung fort.

Ich möchte mich beschweren: Bücher wie dieses rauben einem den Schlaf, und da Schlafmangel ohnehin schon eine pandemische Zivilisationskrankheit im real existierenden Kapitalismus ist, wäre ein entsprechender Warnhinweis wohl das Mindeste, was man erwarten darf. Sonst wird ja auch auf jedes nur denkbare Risiko hingewiesen, weil sonst … eh schon wissen.

Na ja, wir leben in der Welt, die wir uns ausgesucht haben … oder sogar erschaffen? Jedenfalls in diesem atemberaubenden, extraraffinierten SF-Thriller, in dem Jason, Physikprof an einem mittelmäßigen College, von einem maskierten Mann entführt und betäubt wird. Wieder bei Sinnen, wird er als „alter Freund“ begrüßt – von einem Mann, den er noch nie gesehen hat, an einem Ort, von dessen Existenz er nichts wusste. Zugleich kehrt Jason aber zu seiner Frau zurück und schläft mit ihr, als wäre es das allererste Mal …

Eine Irreführung sei vorweg korrigiert: Mit „Zeitenläufen“ hat der Parallelwelten-Plot absolut nichts zu tun, ganz im Gegenteil – eines der größten Probleme ist gerade, dass alles gleichzeitig passiert. Aber egal, der Thriller legt los wie die Feuerwehr, um sich im Lauf der immer irrer werdenden Geschehnisse bis zur Hyperschallgeschwindigkeit zu steigern. Ein. Fach. Sau. Spannend. Auch deshalb, weil man sich während der Turboloopings unweigerlich mit ein paar der größeren Fragen beschäftigt: Was ist Glück? Was ist Erfolg? Forme ich die Welt – oder formt die Welt mich? Herzrasende Leseempfehlung – aber nur, wenn am nächsten Tag nichts anliegt …

Blake Crouch, „Dark Matter. Der Zeitenläufer“. € 10,30 / 416 S. Goldmann, München 2019

Autor: Helmuth Santler

24. Mrz 2022 um 16:19

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