Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Dein Freund, das Comic

Retro kann so schön sein. Vor allem, wenn Stil, Setting und Story miteinander verschmelzen zu etwas, das größer ist als die vielzitierte Summe seiner Teile. Im Fall von Zehn Punkte für Uganda sind das: ein ebenso erstaunliches wie in seiner Entstehung kurioses historisches Faktum, eine Verbeugung vor dem viel zu früh von uns gegangenen Willi „Ostbahn-Kurti“ Resetarits, jede Menge Lokalkolorit und Achtziger-Feeling, eine Prise Landkrimi, ein Schäuferl Provinzposse sowie wohldosierte Beigaben von Witz, Romantik und Erotik. Erzählt wird die Geschichte auf maximal stimmige Weise: Nämlich aus der ganz persönlichen Perspektive des Autors bzw. des Zeichners, die wie die Protagonisten in ihre Vergangenheit eintauchen und sich mit viel Selbstironie über ihre diversen jugendlichen Torheiten lustig machen. Dabei hat man es nicht nötig, durch Verschachtelungen und Zeitebenen-Verwicklungen einer Pseudo-Komplexität Vorschub zu leisten und sich wichtig zu machen, sondern vermittelt ein Gefühl, als setze man sich mit einem guten Freund, den man lange nicht gesehen hat, auf ein gepflegtes Achterl auf der Sonnenterrasse zusammen. Old School sind denn auch die Zeichnungen und dennoch Putzker 2.0: Die ultraklare Linienführung mit sehr hartem Strich verdankt sich der Verbindung von klassischer Handarbeit und digitaler Nachbearbeitung, in Kombination mit aufwendiger Buntstift-Kolorierung ergibt sich ein vertrautes Bild – und ein überaus erfreuliches. Sieht doch der gute Freund auf seine alten Tage frisch aus wie ein Junger. So wie er sich wohl fühlt.

Ferdinand Rieder, Ronald Putzker: „Zehn Punkte für Uganda“. € 19,95 / 72 S. Vermes-Verlag, Tulln 2022

Autor: Helmuth Santler

12. Feb 2023 um 14:05

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