Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Vollgas-Apokalypse

Mit einer Katastrophe starten, dann langsam steigern: Das Blockbuster-Patentrezept scheint Jay Kristoff verinnerlicht zu haben. Wer meint, mit LIFEL1K3, Teil 1 der Babel-Projekt-Trilogie, Highspeed-Sci-Fi-Action am Anschlag verschlungen zu haben, darf sich eines Besseren belehren lassen. Nachdem das Finale in Band 1 alles auf den Kopf gestellt hat, tauschen Jäger und Gejagte die Rollen, Todfeinde werden zu Verbündeten und unauslöschlich geglaubte Verbindungen wandeln sich in erbitterte Feindschaft. Maschinen ergründen die Menschlichkeit, die den Menschen zwischen Gentechnik, Verstrahlung, Mutanten, religiösem Irrsinn und eingebildeter Gottgleichheit längst abhanden gekommen ist. Das alles braust im sechsten Gang über uns Lesende hinweg, es wird gekämpft und getötet mit Projektilen, Raketen, Schwertern, KillBots und extra üblen Kreaturen aus der Gentechnik-Retorte in einer Welt, die sich an die letzten Reste von Leben klammert, die ihrem Selbstzerstörungswahn entgangen sind. Mit Vollgas genommene Plot-Twists inklusive, die nicht wenige ins erzählerische Schleudern gebracht hätten. Schweißtreibend.

Jay Kristoff, „Das Babel-Projekt 2 – Lostlife“. € 23,70 / 496 S. dtv, München 2022

Im Standard, 8.4.2023

Autor: Helmuth Santler

12. Apr 2023 um 09:57

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