Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Robert Langdons erster Auftritt

brown_illuminati_Tbbrown_illuminati_HcEin Kernforscher wird brutalst ermordet; auf seiner Brust kündet ein Brandzeichen von seiner Qual – und ist zugleich die Signatur der Mörder: Illuminati – die verschwunden geglaubte Geheimorganisation scheint wieder zum Leben erwacht. Der Schriftzug ist als Ambigramm ausgeführt – ident auch auf den Kopf gestellt.
Der Knalleffekt ist nur der Anfang eines wahren Hochspannungsthrillers, Dynamit in lesbarer Form. Ausgesprochen akribisch recherchiert nimmt ein Geschehen seinen Lauf, bei dem es um nichts weniger als den jahrhundertealten Kampf zwischen Religion und Wissenschaft geht. Die letzten Fragen – wer kann, wer darf sie beantworten?
Ganz hält der Autor seine Qualität dabei nicht durch – verblüfft er über 500 Seiten mit enormem Sachverstand im (kunsthistorischen, physikalischen, kirchengeschichtlichen) Detail, ohne dabei einen Moment die Spannung außer Acht zu lassen, gerät das Finale zur reinen Hochgeschwindigkeits-Lektüre ohne hervorstechende intellektuelle Ansprüche. Die Auflösung schlussendlich erfordert einen Plot-Twist der gewagtesten Art. Dass es Dan Brown gelingt, diesen Spagat trotz alledem ohne Knoten in der Storylogik zu bewältigen, spricht sehr für seine Fähigkeiten als Geschichtenerzähler.
Fazit: Ein Verschling-Buch erster Güte, das (sehr) hart zupackt und den Leser hypnotisch in den Bann zu ziehen vermag – und mit ein wenig reduzierten Zugeständnissen an den Massengeschmack uneingeschränkt als Meisterwerk durchgegangen wäre. So muss es sich mit einem „außergewöhnlich gut“ bescheiden.
Dan Brown: Illuminati. Roman, TB, Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 2003, 701S.

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Autor: Helmuth Santler

04. Mrz 2010 um 10:43

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