Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Irgendwo ganz anders

Jasper Fforde Thursday Next 5 Irgendwo ganz andersThursday Next führt ein friedliches Familienleben, mit ihrem endlich aus der Nichtung befreiten Ehemann Landen und ihren Kindern Friday, Tuesday und Jenny. SpecOps gibt es nicht mehr, dafür ist der Swindoner Bedarf an Bodenbelägen kaum zu decken, weshalb ihre Teppichfirma Acme Carpets floriert…
Halt, halt. Thursday ist in Wahrheit meist irgendwo ganz anders – in der BuchWelt nämlich, wo sie verbotenerweise weiterhin als Jurisfiktion-Agentin tätig ist. Acme Carpets ist nur eine Tarnung für die Fortführung der SpecOps-Aktivitäten. Und spätestens als Thursday 1–4, die schießwütige Heldin aus den ersten Thursday-Next-Romanen, als Jurisfiktion-Azubi für Ärger sorgt, die Goliath Corporation ganz nahe dran ist, auch in die BuchWelt reisen zu können und ihr übelriechender Teenager-Sohn Friday plötzlich beschließt, nicht mehr der ChronoGarde beitreten zu wollen, obwohl er doch deren Generaldirektor sein wird, sind wir mitten drin im Ffordiversum wie wir es kennen und lieben. Die brennendsten Probleme: der Abbau des seit neuestem gesammelten und aktuell durch die Decke gehenden DummheitsÜberschusses durch eine wirklich saublöde Regierungsentscheidung, die aber dennoch kein übermäßig großes Vernichtungspotenzial aufweisen sollte; die ständig sinkende Zahl an Buchlesern; und die bevorstehende rückwirkende Auslöschung der Geschichte, sollte es der Chronogarde nicht doch noch gelingen, vor dem Ende der Zeit tatsächlich das Zeitreisen zu erfinden.
Kenner der Kultreihe dürfen sich wieder an unzähligen Anspielungen, Verarschungen und Selbstverarschungen, Skurrilitäten und Absonderlichkeiten Marke Fforde erfreuen – in gewohnter Qualität, eine Spur weniger originär, dafür noch verspielter im Umgang mit der selbst erschaffenen Unwirklichkeit. Für Erstkontakte mit selbigem jedoch völlig ungeeignet.

Jasper Fforde: Irgendwo ganz anders. dtv, München 2009. Band 5 der Reihe um Thursday Next. Tb., 412 S.

Autor: Helmuth Santler

27. Jan 2011 um 11:17

Einen Kommentar schreiben: