Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Whisky-Hofmanns Informationen Sind Konkurrenzlos, (E)Y!

Peter Hofmann: Whisky. Die Enzyklopädie. Kultur, Geschichte, Herstellung, Genuss und die Whisk(e)y-Destillerien weltweit„Standardwerk“, „ultimativ“, „Maßstäbe setzend“ – sicherlich ist der Rezensent gut beraten, mit derlei superlativen Einschätzungen äußerst zurückhaltend umzugehen. Allein, was sonst sollte einem Band gerecht werden, der es schafft, 632 großformatige Seiten so mit Informationen über eine Edelspirituose zu füllen, dass der Raum für die vielen Schauwerte und inhaltlichen Aha-Erlebnisse schon beinahe wieder zu klein wird?

Zu allem, was es über den „König der Getränke“ zu sagen gibt in Bezug auf „Kultur, Geschichte, Herstellung, Genuss und die Whisk(e)y-Destillerien weltweit“ (Untertitel) kommen noch ein paar Extras hinzu. Allen voran Peter Hofmanns Liebe zum Subjekt. Ja, schon richtig so: Der Schweizer Experte legt so viel Seele in all seine Beschreibungen, dass die Spirituose förmlich zum Leben erwacht. Folgerichtig sind jene Destillerien, die ihren Betrieb schließen mussten und dennoch in der Enzyklopädie Erwähnung finden, auch mit einem † gekennzeichnet. RIP, Ladyburn. Wer noch eine Flasche Single Malt aus dieser leider „verschiedenen“ Destillerie sein eigen nennt, darf sich zu den Vermögenden zählen. (Der Name dieser Whiskyrarität ist übrigens irreführend: Hier wird nicht den Ladys eingeheizt, es bedeutet schlicht Bach im Sumpf. Das Wort ist Scots, nicht Englisch.)

Spirit einer Spirituose

Überhaupt die Destilleriebeschreibungen: Jede einzelne erzählt ihre ganz eigene Geschichte, höchst informativ, schön bebildert und mit reisepraktischen Wissensbits aufgewertet. Hofmann hat sie alle besucht – anders kommt eine solche Informationstiefe nicht zustande. Er bereiste dafür natürlich Schottland und Irland, aber auch die USA, Kanada und Japan. Der Inselstaat zählt, eine vermutlich weniger bekannte Tatsache, zu den fünf großen Whiskynationen der Welt. Was, liest man sich den Eintrag über die erste japanische Destillerie, Yoichi, durch, auch sogleich verständlich wird. Der Gründer studierte Chemie, Bierbrauen und Whiskybrennen über Jahre in Schottland, perfektionierte seine Kenntnisse durch Praxis bei Craigellachie, Springbank und Lagavulin, heiratete eine Schottin und hatte nun endlich alles, um sich in der japanischen Kunst des verfeinernden Kopierens zu üben.

Das 2,5-kg-Prachtbuch ist genau wie sein Thema: schön anzusehen, komplex und voller Tiefgang, nuanciert und sehr, sehr teuer. Qualität hat eben ihren Preis. Wer ihn zu zahlen bereit ist, wird indes reich belohnt – von einem edlen Single Malt wie auch von dessen Bibel.

Peter Hofmann: Whisky. Die Enzyklopädie: Kultur, Geschichte, Herstellung, Genuss und die Whisk(e)y-Destillerien weltweit. AT-Verlag, Aarau und München. Vollständig überarbeitete und erweiterte Ausgabe 2012. Geb., 632 S., € 101,75 (A)

Autor: Helmuth Santler

21. Jan 2014 um 18:15

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