Zufall oder himmlischer Sarkasmus?
1 Million Pilger vor Ort, 122 Regierungsdelegationen, über 150 Kardinäle – und alles weltweit in 3-D live zu sehen: Mit der Kanonisation der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. am vergangenen „Weißen Sonntag“ ist die katholische Kirche medieninszenatorisch im Dritten Jahrtausend angekommen.
Umarmungspapst Franziskus, diesmal angesichts der unübersehbaren Menschenmassen doch in der fahrbaren Vitrine bekannt als Papamobil unterwegs, hat einmal mehr sein Feingefühl bewiesen und die Kanonisation des polnischen Papstes, die mit Abstand schnellste, aber JPs Nähe zu Pädokriminellen wegen keineswegs unstrittigste aller Zeiten, mit jener des ungemein beliebten Johannes verknüpft. Das kalmierte viele Kritiker; die zur Hälfte polnische Pilgerschar war ohnehin bedingungslos euphorisch.
So fiel auch nicht weiter auf, dass vier Tage zuvor ein Leiter einer italienischen Jugendgruppe in der Nähe von Brescia gestorben war: erschlagen von einem umstürzenden 30-m-Kreuz, das anlässlich eines Besuches von JPII. 1998 errichtet worden war.
Zufall oder himmlischer Sarkasmus? Wohl eine Glaubensfrage.
