Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Zeitreisen in Zeitkreisen

Wie kommt es, dass die Zeit einmal fliegt, dann wieder Minuten sich zu Stunden dehnen? Mechthild Gläser ersann eine märchenhaft-fantastische Antwort: Es sind die Zeitlosen, äußerlich Menschen wie du und ich, jedoch ausgestattet mit einer besonderen Fähigkeit. Sie sehen die Ströme der Zeit als Staub – und können darauf zugreifen und sie manipulieren.

Die 16-jährige Ophelia entdeckt diese Gabe an sich und landet Hals über Kopf in einer bizarren, faszinierenden Welt – die jedoch ein düsteres Geheimnis birgt.

Die Abenteuergeschichte wirkt nicht immer völlig ausgegoren: Ophelias Verhalten scheint mitunter zu kindlich, die Figurenzeichnung verbleibt wie die zarten romantischen Anbahnungen ein wenig an der Oberfläche. Aus der amüsanten Idee, historischen Persönlichkeiten von Mozart bis Napoleon Gastauftritte zu gewähren, hätte sich um einiges mehr machen lassen. Dennoch unterhaltsam und lesenswert: Der Anfang ist von hoher Sogwirkung, das Finale überraschend spannend, dazwischen punktet die 32-jährige Autorin mit flottem, jugendfrischem Tonfall und hat stets ein sympathisches Augenzwinkern parat.

Mechthild Gläser, „Bernsteinstaub“. € 20,50 / 464 S. Loewe-Verlag, Bindlach 2018

Im Standard, 7.12.2018

Autor: Helmuth Santler

11. Dez 2018 um 12:02

Einen Kommentar schreiben: