Tagebuch einer Drittimpfung
In nur einer Woche vom Drittstich bis zu dessen Zertifizierung! Ein Hoch auf das digitale Zeitalter.
23. 11.: Wenn doch alles so einfach wäre! Termin vereinbart, zwei Tage später treffe ich pünktlich bei der Checkbox in fußläufiger Entfernung ein, komme ohne eine Minute Wartezeit zu meiner Drittimpfung und gehe bester Dinge wieder nach Hause.
Gesamtzeitaufwand: 30 Minuten.
25. 11.: Ich logge mich auf der Gesundheitsseite ein, um mein neues Zertifikat herunterzuladen. Allein, es gibt keines.
28. 11.: Ich logge mich erneut ein und verschaffe mir Gewissheit: Meine Booster-Impfung existiert nicht. Dass ich sie bekommen habe spielt keine Rolle: Solange sie digital nicht nachweisbar ist, ist sie nicht wirklich wirklich. Die virtuelle Welt ist mittlerweile realer als die Wirklichkeit. Nun ja. Fakt ist: Der digitale Administrationsfehler muss behoben werden.
Nachdem ich auf den Gesundheitsportal-Seiten auf die Schnelle keinen Hinweis finde, wie in so einem Fall vorzugehen ist, rufe ich 1450 an, komme nach ca. 10 Minuten durch und werde freundlich weiterverwiesen. Der Name der Stelle ist mir entfallen, ich erhalte dort auch nicht mehr als einen weiteren Verweis. Der ist aber so konkret, dass ich mich bereits am Ziel wähne: eine Telefonnummer (0800 555 621, Hotline Grüner Pass der AGES) sowie eine E-Mail-Adresse (cov19.impfung@ma15.wien.gv.at). Die Nummer ist überlastet, also sende ich eine E-Mail mit meinem Anliegen und einem Foto meines Impfpasses mit der eingetragenen Drittimpfung.
29. 11.: Die MA 15 schreibt zurück (Originalzitat): „Sehr geehrter Herr Helmuth Santler,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Seitens der Magistratsabteilung 15 – Gesundheitsdienst darf Folgendes bezüglich der Zertifikate rückgemeldet werden:
Sollte die Eintragung nicht erfolgt sein, bitten wir Sie sich an die zuständige Stelle in der die Impfung stattgefunden hat zu wenden, ,da eine Nachtragung/Änderung im elektronischen Impfpass/Impfzertifikat kann nur an der Impfstelle erfolgen an der die Impfung stattgefunden hat.‘“
Ich gehe also wieder zur Checkbox, wo der Securitydienstleister mein Anliegen, meine E-Card und meinen Impfpass entgegennimmt. Er müsse sich die Chargennummer notieren, das Ganze werde dann händisch nachgearbeitet. „Sie sand ned da Anzige“, versichert er mir überaus glaubhaft. „Warum de ELGA manche ned nimmt, wiss ma ned.“ Auf meinen Vorschlag, eventuell 1450 mit der Information zu versorgen, wie im Fall eines fehlenden Eintrags vorzugehen ist, winkt er ab: „1450? De wissen goar nix!“
Da ich eine bessere Kommunikation eben deshalb für wichtig halte, schreibe ich der MA15 noch eine E-Mail: Auftrag erledigt. Und ob man nicht vielleicht an 1450 die Info weitergeben könnte, dass man zur Impfstelle muss für einen Nachtrag. Wenn man schon nicht in der Lage ist, dies auf dem Gesundheitsportal zu deponieren.
30. 11.: Ein Anruf vom Ärztefunkdienst 141. Wegen des fehlenden Eintrags. Sie bräuchten meine Chargennummer und die Art des Impfstoffes. Ob ich ihnen eine E-Mail mit einem Foto schicken könnte? Was bitte hat der Securitytyp von der Checkbox notiert? Ich schlage vor, die Info doch einfach telefonisch durchzugeben, es handelt sich um eine 7-stellige alphanummerische Zeichenfolge, das wäre wohl zu schaffen. Will man nicht, stattdessen wird mir telefonisch eine E-Mail-Adresse durchgegeben. Ich notiere: office@141.wien.at. Ich leite also meine Mail an die MA15 dorthin weiter, sie kommt nicht an. Ich probiere es erneut mit office@141wien.at und dieses Mal klappt es.
Um 10.49 dann endlich die Nachricht: „Sehr geehrter Herr Santler,
vielen Dank!
Ihre Impfung wurde soeben nachgetragen – Ihr Impfzertifikat mit dem QR-Code kann nun also gedownloadet bzw. ausgedruckt werden.“
Das funktioniert dann auch tatsächlich! Heureka! Es lebe das digitale Zeitalter!
Gesamtzeitaufwand: ca. 3,5 Stunden meinerseits plus ca. 1,5 Stunden für in Summe 5 Personen, die mit dem „Fall“ beschäftigt waren.
P.S.: Die MA 15 hat sich nicht mehr gemeldet. Falls das irgendjemand mit Verbindung zu 1450 lesen sollte: Bitte weitersagen.
P.P.S.: Nachhaltiger wäre natürlich, ELGA in Schwung zu bringen. Und bis dahin: Bitte eine Info aufs Gesundheitsportal!
