Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Blut und Schokolade

Issa ist 18 und damit eigentlich zu alt, um auf einer Kakaoplantage zu arbeiten: Erwachsene könnten sich dagegen zur Wehr zu setzen, dass Menschen dort wie Vieh gehalten und misshandelt werden, in Lohnsklaverei – wäre der Lohn nicht bloß ein leeres Versprechen. Aber Issa hat nur mehr ein Bein und ist bereit, wie die Kinder „entlohnt“ zu werden. Also lassen sie ihn. Was sie, die Herren, nicht wissen: Issa ist gekommen, um seinen kleinen Bruder zu befreien. Und Issa weiß um die Macht von Geschichten.
Manal, die bildhübsche Pralinenverkäuferin in Berlin mit dem Milchschokolade-Teint, ist auch 18. Ihre Suche nach ihren Wurzeln in Afrika führt sie in die Nachbarschaft der Kakaoplantage. Und dann ist da noch die Geschichte um Awa und Idrissa, Urahnen von Manal, aus einer längst vergangenen Zeit – doch ist sie das wirklich? Vergangen?
Peer Martin legt mit diesem grausam poetischen Text zwei ineinander verwobene Erzählungen vor voller Schmerz, Blut, Tod – und Liebe. Packend, wütend, die Fairtrade-Maskerade als Hohn entlarvend – und doch voller Schönheit bis zur Erlösung. Wenn auch nicht für alle.

Peer Martin, „Blut und Schokolade“. € 20,60 / 448 S. Dressler-Verlag, Hamburg 2021

Im Standard, 4. Dezember 2021

Autor: Helmuth Santler

09. Dez 2021 um 22:09

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