Babylon Praha
Wenn sich die Nacht über die Stadt senkt, erwachen sie: Die Schatten von Prag. Und mit ihnen Kisch, Tatsachenfantast und rasender Kriminalreporter bei der für seinen Geschmack eigentlich viel zu deutschlastig-nationalistischen Bohemia. Ein Versicherungsbeamter stirbt, ein Kollege wird ermordet; Kisch ist alarmiert – wie die ganze Stadt, die freilich wegen des heranrasenden Halleyschen Kometen. Weltuntergangsstimmung macht sich breit, die sich am besten im Batignolle wegtrinken, wegtanzen, wegfeiern lässt. Dort kann sogar Kischs kongeniale Partnerin, die Medizinstudentin Lenka Weißbach, vergessen, dass Prag nicht Berlin ist. Ihr Fachwissen bringt die erste heiße Spur: Gift war im Spiel. Der Pathologe will davon nichts bemerkt haben …
Als Krimi mag Kischs erster Fall in puncto Spannungsbogen noch Luft nach oben haben, atmosphärisch ist „Babylon Praha“ nicht zu überbieten. In den feinen Salons wie in den räudigsten Spelunken meint man zu schmecken, wie sich Düfte und Gestank, Schnaps und Bier zur brodelnden Mixtur vermengen, in der doch die einzelnen Zutaten wie Öl und Wasser sind. Bitte mehr davon!
Martin Becker, Tabea Soergel: Die Schatten von Prag. Kischs erster Fall. 312 S. / € 24,70. Kanon-Verlag, Berlin 2024