Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Die wahre heilende Heldin

Cover Ariel Lawhon, Der gefrorene FlussVergleiche mit Claire aus Outlander drängen sich auf – bloß ist es wenn, dann wohl eher umgekehrt gelaufen und die Outlander-Autorin Diana Gabaldon hat sich inspirieren lassen. Denn die resolute Heldin in Der gefrorene Fluss, die Hebamme Martha Ballard, ist keine magisch zeitreisende, rein fiktive Gestalt, sondern eine historische Person. Ariel Lawhons Spezialität ist es, Geschichte ebenso lebendig wie faktentreu zu erzählen – und da Martha nicht nur als Hebamme nachgerade wundertätig war und nie den Tod einer Mutter zu beklagen hatte, sondern auch noch alphabetisiert, existiert von ihr sogar ein eigenes schriftliches Zeugnis: ihr Tagebuch.

Die wahre Geschichte: Anno 1776. Im Eis des titelgebenden Kennebec River wird eine Leiche gefunden, Martha kommt als Leichenbeschauerin rasch zu ihrem Urteil: Tod durch Erhängen. Ihr Urteil wird von Dr. Page weggewischt – der ist zwar ebenso arrogant wie inkompetent, aber ein Mann und Harvard-Absolvent. Und dann ist da noch die bittere Anklage einer Frau: Sie sei von gleich zwei Männern vergewaltigt worden. Einer davon der Tote, der andere der Ortsrichter. So muss Martha Ballard sich als Frau in einer Männergesellschaft und gegen das lokale Establishment behaupten. Und gerät dabei selbst in Lebensgefahr …
Spannend, aufschlussreich, empörend – ein großartiger Schmöker und ein Lehrstück aus den frühen Tagen der Vereinigten Staaten.

Ariel Lawhon, „Der gefrorene Fluss“. EUR 22,65 / 448 S. Adrian-Verlag, Berlin 2024

Autor: Helmuth Santler

21. Feb. 2025 um 14:24

Einen Kommentar schreiben: