Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Der Nobelpreis

eschbach, nobelpreisWas wäre wenn… sich herausstellte, dass der ehrenvollste und angesehenste Wissenschaftspreis der Welt käuflich ist? Und dieser Umstand auch noch publik würde? Genau dies geschieht: Ein Mitglied des Nobelpreis-Stimmgremiums soll bestochen werden, lehnt ab – und sieht sich plötzlich mit der Entführung seiner Tochter konfrontiert.
Sein letzter Trumpf bin ich…
Worauf läuft das alles hinaus, fragte ich mich des Öfteren bei der Lektüre von Eschbachs jüngstem Wurf. Routiniert in Szene gesetzt, vermag der Text durchaus zu fesseln, wobei er nicht an die Qualität von Eine Billion Dollar und nicht an den Spannungsgehalt von Das Jesus-Video heranreicht, aber nichtsdestotrotz großen Lesespaß bereitet. Dass irgendetwas faul ist, merkt man bald, und die so geweckte Neugier treibt durch das Buch, das in typischer Eschbach-Manier mit angenehm klarer, schnörkelloser und bodenständiger Sprache und dazu einer gehörigen Portion Witz aufzuwarten versteht.
Was letztlich herauskommt, wird hier natürlich nicht verraten, hebt aber Der Nobelpreis aus Eschbachs angestammten Literaturgattungen, Science Fiction und/oder Thriller, deutlich heraus und lässt den ganzen Text in einem neuen, überraschenden Licht erscheinen. Auf der Metatext-Ebene wird das Unterste nach oben gekehrt; und auch wenn mich die Ausführung nicht restlos überzeugt hat, ein hochinteressanter und dabei stets sehr kurzweiliger Versuch.
Andreas Eschbach: Der Nobelpreis. Roman, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach 2005. Geb., 555 S.

Autor: Helmuth Santler

06. Apr 2010 um 16:57

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