Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Mut hinter einem Gebirge aus Trauer

Markus Zusak Die BücherdiebinEin rarer Schatz: Markus Zusaks Die Bücherdiebin

„Es ist nie zu spät für die Bücherdiebin“, eröffnete mir die Pressedame vom cbj-Verlag, als ich diesen Titel mit einem Jahr Verspätung entdeckte und um ein Rezensionsexemplar bat. Und so hielt ich wenig später einen dieser ganz raren Bücherschätze in Händen, bei denen einfach alles stimmt: Es ist ergreifend, blendend und modern geschrieben, voller Tiefgang, voll Gefühl. Es wartet mit Gänsehaut erzeugenden Passagen auf, darunter mehreren Büchern im Buch – Geschichten, die diese Geschichte schrieb, illustriert und handschriftlich gesetzt. Es ist eines jener wunderbaren Bücher, die hinter einem Gebirge aus Trauer Mut machen, einer ausgezehrten, zerstörten Fratze ein Lächeln abringen können. Eines jener Bücher, die für eine Weile den Mittelpunkt eines Leserlebens bilden, die man kurz in Händen wiegt, bevor man sie aufschlägt und weiterliest.
Gefragt, was nun eigentlich drinsteht, verfällt man in sinnierendes Schweigen oder bricht in redselige Schwärmerei aus – so wie ich gerade. Da ich aber mittlerweile sicher bin, dass ihr neugierig genug geworden seid, um euch diese unter einer dicken, mehligen Staubschichte glänzende Perle sofort zu kaufen, schenken zu lassen oder mindestens ganz dringend zu wünschen, beende ich jetzt das Schwärmen und liefere noch die dürren Angaben, die es braucht, um lesemäßig loszulegen.zusak, buecherdiebin Tb Ew

Die Geschichte von Liesel Meminger beginnt 1939

Die Bücherdiebin, das ist Liesel Meminger, und ihre Geschichte ab 1939 erfahren wir. Zu dem Zeitpunkt ist sie 11 und kommt zu Pflegeeltern in einen kleinen Ort in der Nähe von München. Der Autor, Markus Zusak, hat mit diesem Text die Geschichten verarbeitet, die ihm seine Eltern aus der Zeit des Krieges erzählt haben.
Der Ich-Erzähler ist einer, der in dieser Zeit bis zur Erschöpfung seinen Dienst tun musste: der Tod. Er ist nicht gruselig, dieser Tod, sondern voller Anteilnahme. Und wie es scheint, hat er eine Schwäche für Menschen, die Bücher lieben. Was er auf einzigartige Weise zu schildern… aber das hatten wir ja schon.
Nur ein Wort noch: Der Text ist betont fragmentarisch, immerhin erzählt er die Geschichte eines zerbombten, in Bruchstücke zerrissenen Landes und ebensolcher Menschen. Das macht ihn als Verschling-Buch weniger geeignet und könnte besonders ganz am Anfang irritierend wirken. Lasst euch davon nicht abhalten, lest einfach weiter und schon bald…

Markus Zusak: Die Bücherdiebin. cbj, München 2008. Ab 12 bis alterslos. Geb., 592 S.
P.S.: Dieses All-age-Buch gibt es mittlerweile in vier Ausgaben: Oben links abgebildet ist die gebundene und empfohlene Originalausgabe (diese als Taschenbuch), unten rechts die Ausgabe für Erwachsene als Taschenbuch (diese als Hardcover). Dazu sind natürlich eine Kindle-Edition und ein Hörbuch zu bekommen.

Autor: Helmuth Santler

06. Apr 2009 um 17:52

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