Textmaker Helmuth Santler

Der Textmaker – und die Botschaft kommt an

Teil 3 der Serie

51a5bjvyxBL._SL160_Der Feuchttraum jedes Buchverlags, der nicht Harry Potter im Programm hat, heißt Dan Brown, und selbiger hat 5 Jahre nach Sakrileg wieder geliefert. In einer beispiellosen Selbstvernichtungsaktion der Übersetzerbranche wurde das 750-Seiten-Teil von einem Kollegium in 3 Wochen durchpflügt, um pünktlich zum Beginn der Frankfurter Buchmesse 2009 am Start zu sein.
Wars das wert? Bedingt. Der neue Dan Brown ist alles andere als neu – getreulich dem Erfolgsschema Robert Langdon, Symbolologe + Rätselrallye + Cliffhanger in Serie + abartig böser Bösewicht + weiblicher Aufputz (schlank, schön, klug, reich) folgend, stellt Das verlorene Symbol vor allem eins dar: Teil 3 der Serie.
Das Ganze ist ein Fanal für die Geisteskraft, die physikalisch messbar und damit naturwissenschaftlich beweisbar geworden sein soll (angeführte wissenschaftliche Fakten entsprechen den Tatsachen, wird eingangs behauptet). Das ist der eine, riesengroße Pluspunkt der Angelegenheit. Der darum herum gestrickte, durchaus spannend abgefasste Thriller hinterlässt aus mancherlei Gründen einen schalen Nachgeschmack: Mr. Langdon hat sich schlichtweg abgenutzt; der Schema-F-Aufbau nervt; der Bösewicht ist echt schön böse, umso bedauerlicher wie der Showdown komplett in den Sand gesetzt wird; der Freimaurerei werden so lange Rosen gestreut, bis man daran zu ersticken glaubt; und last but not least wirkt alles zusammen wie ein gewaltiger Kniefall vor der katholischen Kirche: Ich habe euch mit Illuminati getriezt, mit Sakrileg einen Dolchstoß versetzt, höchste Zeit für etwas Balsam auf die Wunden. Und von wegen etwas.
Ein gut geschriebenes Sachbuch rund um die behaupteten noetischen Erkenntnisse wäre die perfekte Form gewesen, ohne das viele thrillerhafte Beiwerk, das im 3. Aufzug selten ohne spürbare Mühsal daherkommt. Immerhin: So erreicht die Sache natürlich 1.000mal mehr Menschen, bloß – ob viele davon die „Fakten“ als solche akzeptieren werden, so ganz ohne Belege?
Dan Brown: Das verlorene Symbol. Lübbe, Bergisch-Gladbach 2009. Geb., 764 S.

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Autor: Helmuth Santler

04. Mai 2011 um 11:35

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