Die Raffinesse der Tristesse
Der Wasserspiegel eines Sees sinkt um mehrere Meter, ein Skelett wird freigelegt – angebunden an einen Abhörsender russischer Bauart. Erlendur ist in seinem Element: es geht um eine seit mehr als 30 Jahren vermisste Person, erste Hinweise deuten in die Zeit des Kalten Krieges. Hat es überhaupt isländische Spione gegeben?
Erlendurs sechster Fall ist vielleicht nicht der spektakulärste, erreicht aber eine emotionale Dichte wie keiner zuvor und ist dramaturgisch ungemein geschickt aufgebaut. Arnaldur bringt uns die hintergründige Figur Erlendur ein weiteres Stück näher und vergönnt seinem Kommissar in diesem Buch sogar ein paar Sonnenstrahlen und lange Zeit vermisstes privates Glück. Mit der ihm eigenen Akribie und Hartnäckigkeit geht Erlendur an die Sache heran – bis zur tragischen Auflösung, die von am Leben und der Unmenschlichkeit des Systems im real existierenden Sozialismus der DDR gescheiterten Existenzen spricht. Arnaldurs bisher bestes Buch.
Arnaldur Indriðason: Kältezone. edition Lübbe, Bergisch-Gladbach 2005. Geb., 413 S.
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